Weihnachten 1964, ich bin links zu sehen)
Guten Morgen, meine Lieben!
da ich beim Blog-Adventskalender von
fairy mitmache, nun also mein Beitrag zum heutigen
8. Dezember.
Als ich noch ein Kind war, klein, in den 60-er Jahren, da waren die Winter ganz anders. In Oberschwaben fiel schon früh der Schnee, es gab lange Frostperioden mit tiefsten Temperaturen und ich erinnere mich, dass wir wochenlang mit unseren Schlitten gerodelt sind; immer wieder gab es neuen Schnee, auch Ski sind wir gefahren, und wenn es nur in der Einfahrt zur Garage war, es waren einfach richtige Winter mit weißen Weihnachten.
Dieses Erleben des Winters hat in meiner Erinnerung auch die Vorweihnachtszeit geprägt. In meiner Kindheit gab es nicht diese Glitzerwelt, den Konsum überall, die Weihnachtsmärkte in dem Übermaß, es gab keine Gartenbeleuchtungen im amerikanischen Stil, es war einfach, ursprünglich, sehr traditionell.
Die Adventszeit dauerte dadurch irgendwie schon sehr lange!
Wir Kinder hatten noch lange Wunschzettel, lange ersehnte Spielsachen, die man sich nur zu Weihnachten wünschen konnte, und die das Christkind dann brachte, wenn man besonders artig war.
Eine Puppe, die man bekam, hatte einen ungeheuren Stellenwert und war über Jahre eine über alles geliebte Freundin, die wunderbare Spielnachmittage versprach, denn es gab ja kein Fernsehen;
Ein Teddybär von Steiff, das Höchste der Gefühle, ein Kuscheltier fürs Leben, Begleiter für alle Nöte und Sorgen eines kleinen Mädchens!
Deshalb waren wir besonders vor Weihnachten sehr sehr artig, wollten wir doch das Christkind nicht erzürnen und uns am Heiligen Abend nicht noch unsere Unartigkeiten vorhalten lassen.
Das Christkind... ja, diese mystische Figur, von der uns so viel erzählt wurde und die wir uns als Engel im zarten Gewand vorstellten, dieser Christkindengel also brachte die Geschenke!
Heimlich, man konnte und durfte es ja gar nicht sehen, so erzählte es unsere Mutter immer verschwörerisch.
Am Heiligen Abend wurde das Wohnzimmer zugesperrt, keiner durfte mehr hinein, alles war dunkel und geheimnisvoll und die Stunden bis zur Bescherung erschienen uns als die längsten Stunden im ganzen Jahr, ungeduldig waren wir, oft schickte uns Mutter noch zum Schlittenfahren hinaus, und wir hofften, vielleicht doch noch den christlichen Engel auf seinem Schlitten aus den Wolken erscheinen zu sehen.
Wenn wir dann in unseren Kinderzimmer warteten, bis das Glöckchen läutete, war die Spannung kaum auszuhalten, bis man in das hell erleuchtete Weihnachtzimmer durfte und es endlich, endlich soweit war.
Einmal, daran erinnere ich mich ganz genau, konnte ich es nicht mehr aushalten. Mein Wunsch, das Christkind zu sehen, war so übermächtig groß, dass ich verbotenerweise in das Schlafzimmer meiner Eltern ging, von dessen Balkontüre aus man einen Blick rüber in das Wohnzimmerfenster erhaschen konnte.
Ich versteckte mich hinter dem Vorhang und wartete Stunde um Stunde, war ganz eingesponnen in meine Fantasie, dem heftigen Wunsch, es endlich zu sehen, wie es durch die Scheibe flog, um unsere Geschenke zu bringen..... und plötzlich geschah es:
Wie ein Lichtblitz, wie ein goldener Hauch, eine weiße wehende Fackel, so schien es mir, erschien für Sekunden diese Gestalt auf dem Balkon, wehte durch das Fenster und war wieder weg.
Auch heute, mit fast 50 Jahren möchte ich schwören, dass es genauso war.
Ich habe es gesehen,
das Christkind, es war einfach da, so kurz, so flüchtig, aber es war denoch da und es war das schönste Erlebnis meiner Kindheit!
Es hat mich so tief beeindruckt und mich über viele Jahre, auch als der Mythos dann einmal aufgeklärt wurde, nicht mehr verlassen, dieses Gefühl, dass ich es doch gesehen habe!
Manchmal, in den hektischen Tagen jetzt, denke ich darüber nach, wie gemächlich es früher war, als man sich selbst nicht diesem Druck ausgesetzt hat, alles perfekt zu gestalten.
Das Weihnachtsgefühl kommt von tief innen heraus, aus einem persönlichen Erleben, aus Erinnerung, Sehnsucht und Religiosität.
Ich wünsche uns allen, dass wir an die Gefühle in unserer Kindheit zurückdenken und ein wenig davon in unsere eigene Weihnachtsvorbereitung mit einfließen lassen können, so dass auch wir immer wieder das Christkind sehen können!
Das wünscht euch herzlichst ♥Cornelia

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